26. März 2018

Kunstausstellung „Die Alchemie der Fragmente oder die Ambiguität des Lebens“

In unserer liberalisierten Welt kommt es nicht mehr oft vor, dass sich ein Künstler für das Ausstellen seiner Werke bedankt. Und doch tat Jean Luc jetzt in der Welfenakademie genau das: „Ich danke für den Mut, meine Bilder auszustellen“, sagte er vor rund 100 Besuchern der Vernissage. „Es ist das Werk eines schwulen Mannes – und das sieht man.“

Der gebürtige Schweizer lebt seit 1992 in Braunschweig, doch seine Kunst an die Öffentlichkeit zu bringen, war ihm erkennbar fremd. „Die Arbeit des Künstlers ist einsam“, sagte der 72-Jährige fast ergriffen. „Diese Ausstellung ist eine schöne Möglichkeit, meine Kunst mit den Menschen zu teilen und mich mit ihnen auszutauschen.“

Eine großartige Laudatio hielt Bernd U. Hohmann, der zum Freundeskreis des Künstlers gehörte und eigens aus Stuttgart angereist war. Einfühlsam beleuchtete er zunächst das, was zum Titel der Ausstellung geführt hatte: „Die Alchemie der Fragmente oder die Ambiguität des Lebens“. Jean Luc als Collagist zeige mit seiner Arbeit eine ganz tiefe Wahrheit des Lebens auf, sagte Hohmann. „Indem er Motive zerreißt und als Collage ganz neu zusammensetzt, bezieht er sich auf die Vielseitigkeit von Schicksal, von Lebenswegen. Denn auch das Leben besteht aus Rissen und Brüchen – was heute ein Hindernis ist, kann morgen als Herausforderung oder gar als Chance begriffen werden.“

Die Collagen Jean Lucs sind in der Ausstellung auf zwei Etagen in acht Gruppen angeordnet. Da geht es um Porträts, zerrissene Identitäten und erstaunlicher Weise auch um Spiritualität. Sexuelle Anspielungen sind allgegenwärtig, Hohmann sprach von „schwuler Ikonografie“. Besonders geballt kommt die Leidenschaft des Künstlers an der „Roten Wand“ zum Ausdruck: Dort hängen 78 kleinformatige Collagen, an denen man sich erstmal sattsehen kann.

Dr.Jens Bölscher hatte in seiner Begrüßung erläutert, warum die Welfenakademie nicht nur Lehreinrichtung sein will, sondern alle halbe Jahre eine neue Ausstellung initiiert: „Unsere Studenten sollen Sehen lernen“, unterstrich der Geschäftsführer, „gerade über den Tellerrand hinaus.“ An der Akademie gehe es im Tagesgeschäft in erster Linie um Betriebswirtschaft, Marketing und nackte Zahlen. „Aber alle profitieren davon, wenn wir immer mal wieder Brücken schlagen zu ganz anderen Themen.“ Die Kunst sei das Eine, Veranstaltungen zu den Knigge-Regeln oder ein Wein-Seminar seien andere, stets gern besuchte Angebote.

Die Ausstellung der Werke von Jean Luc an der Salzdahlumer Straße 160 läuft bis zum 1. August und ist zu den Öffnungszeiten der Akademie zu sehen, also montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr.

Bildergalerie:

www.cloud.welfenakademie.de



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