29. September 2017

Aktivitäten der WelfenAkademie anlässlich der bevorstehenden Landtagswahl in Niedersachsen

Am 18.9.2017 hat die WelfenAkademie anlässlich der bevorstehenden Landtagswahl in Niedersachsen eine Email an die Spitzenkandidaten der größeren Parteien geschickt. Die Email sowie die daraus resultierenden Antworten (soweit bereits eingegangen) haben wir, sortiert nach ihrem Eingangsdatum, nachstehend aufgeführt:

Verteiler:

Herr Althusmann, CDU
Herr Birkner, FDP
Frau Guth, AfD
Frau Piel, Grüne
Frau Stoeck, Die Linke
Herr Weil, SPD

Sehr geehrte…,

wir schreiben Sie heute in Ihrer Funktion als Spitzenkandidat Ihrer Partei für die vorgezogenen Landtagswahlen in Niedersachsen an.

Sowohl auf Bundes- wie auch auf Landesebene nimmt die Bildungspolitik einen erheblichen Stellenwert ein. Es ist allgemeiner Konsens, dass einer hervorragenden Bildung und Qualifizierung junger Menschen eine bedeutende Rolle bei der Sicherung des sozialen und wirtschaftlichen Wohlstands zufällt.

In Niedersachen gibt es sieben Berufsakademien an denen ca. 1.000 Studentinnen und Studenten in Bachelor-Studiengängen eingeschrieben sind. Die hervorragende Qualität des Studiums an den niedersächsischen Berufsakademien zeigt sich z. B. darin, dass im aktuellen CHE-Hochschulranking der ZEIT drei niedersächsische BA’s unter den TOP 10 der Hochschulen sind, die Duale Studiengänge anbieten. Die WelfenAkademie in Braunschweig belegt sogar den 1. Platz.

Das niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur stellt hierzu fest: „Die Absolventinnen und Absolventen der dualen Ausbildungsgänge (Anm.: der Berufsakademien in Niedersachsen) haben sehr gute Arbeitsmarktchancen“.

Es verwundert daher nicht, dass diese Studiengänge mittlerweile für viele Unternehmen einen unverzichtbaren Bestandteil der Gewinnung hoch qualifizierter Nachwuchstalente darstellen. [Antwort des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur namens der Landesregierung  vom 24.04.2017(gezeichnet Dr. Gabriele Heinen-Kljajić) auf die Anfrage des Abgeordneten Adrian Mohr (CDU) an die Landesregierung, eingegangen am 28.03.2017, an die Staatskanzlei übersandt am 29.03.2017. Drucksache 17/7677.]

Da wir im Vorfeld der Landtagswahlen vielfach von Unternehmen, Studierenden, Eltern und anderen Stake Holdern gefragt werden, wie die Berufsakademien in Niedersachsen zukünftig von der Politik gestützt und gefördert werden, leiten wir diese Frage heute an Sie weiter. Unsere Gesprächspartner kommen häufig auf uns zu, da die Berufsakademien in Niedersachsen im Vergleich zu anderen Bundesländern deutliche Nachteile von politischer Seite erfahren. Viele Menschen sind irritiert, dass trotz der hervorragenden Arbeit der Berufsakademien und der Tatsache, dass die an ihnen erworbenen Abschlüsse nach § 6 a Nds. BAkadG, dieselben Berechtigungen vermitteln wie ein Bachelor-Abschluss einer Hochschule, deutliche bildungspolitische und wettbewerbliche Nachteile geschaffen und in Kauf genommen werden.

Wir bitten Sie daher um Ihre Stellungnahme dazu, wie Sie bzw. Ihre Partei nach der Wahl die Position der Berufsakademien in Niedersachsen verbessern und anderen Bundesländern gleichstellen werden. Wir haben dieses Schreiben an alle Spitzenkandidaten der großen Parteien gesendet.

Die Antworten werden wir gerne in unseren Hochschulmedien veröffentlichen und an die interessierte Presse weiterleiten. Wir bitten daher um Antwort bis spätestens 6. Oktober 2017.

Wir bedanken uns im Voraus für Ihre Kooperation und wünschen Ihnen Kraft und Ausdauer im bevorstehenden Wahlkampf.

Mit freundlichen Grüßen aus der WelfenAkademie,

Joachim Roth                                  Dr. Jens Bölscher
Vorstandsvorsitzender                 Geschäftsführer

Antwort der CDU von Dr. Dominik Paul

Sehr geehrter Herr Dr. Bölscher,

herzlichen Dank für die Übermittlung des Wahlprüfsteins der WelfenAkademie zur Landtagswahl am 15. Oktober 2017.

Basierend auf dem Regierungsprogramm 2017-2022, beschlossen vom Landesausschuss der CDU in Niedersachsen am 29. August 2017, nehme ich im Namen der CDU in Niedersachsen wie unten folgt fristgerecht Stellung. Das beschlossene Regierungsprogramm finden Sie unter: http://cdu-niedersachsen.de/regierungsprogramm/.

Da meine E-Mail mit den Antworten auf die Wahlprüfsteine/Forderungen zur Landtagswahl bei einigen Empfängern im Spam-Filter gelandet ist, wäre ich für eine kurze Eingangsbestätigung dankbar.

Mit freundlichem Gruß

Dominik Paul

Frage: Da wir im Vorfeld der Landtagswahlen vielfach von Unternehmen, Studierenden, Eltern und anderen Stake Holdern gefragt werden, wie die Berufsakademien in Niedersachsen zukünftig von der Politik gestützt und gefördert werden, leiten wir diese Frage heute an Sie weiter. Unsere Gesprächspartner kommen häufig auf uns zu, da die Berufsakademien in Niedersachsen im Vergleich zu anderen Bundesländern deutliche Nachteile von politischer Seite erfahren. Viele Menschen sind irritiert, dass trotz der hervorragenden Arbeit der Berufsakademien und der Tatsache, dass die an ihnen erworbenen Abschlüsse nach § 6 a Nds. BAkadG, dieselben Berechtigungen vermitteln wie ein Bachelor-Abschluss einer Hochschule, deutliche bildungspolitische und wettbewerbliche Nachteile geschaffen und in Kauf genommen werden.

Antwort: In Niedersachsen führen viele Wege zu einem Studienabschluss. Hochschulen richten sich mit Angeboten an alle Altersgruppen. Berufsbegleitende Studiengänge und Angebote für Wiedereinsteiger in den Beruf unterstützen wir. Mit der „Offenen Hochschule“ ist Niedersachsen einen wichtigen Schritt gegangen. Wir befürworten die weitere Verbesserung der Durchlässigkeit von der beruflichen Bildung zur Hochschulbildung. Berufsakademien und duale Studiengänge sind eine wichtige Bereicherung. Berufsakademien bieten praxisorientierte wie schulisch-wissenschaftliche Bildungsinhalte im Zuge einer kombinierten dualen Ausbildung. Die theoretische Ausbildung ist hierbei mit der praktischen Ausbildung in einem Unternehmen verknüpft. Mit Blick auf die Digitalisierung und Globalisierung werden wir den Stellenwert der berufsorientierten dualen Ausbildung in Berufsakademien steigern. Wir werden das duale Studium weiter fördern und verstärkt wissenschaftsbezogene und praxisorientierte Inhalte miteinander kombinieren. Die von den Berufsakademien festgestellte Schlechterstellung gegenüber anderen Bundesländern werden wir daher im Falle einer Regierungsbeteiligung gemeinsam analysieren und Lösungen entwickeln, um die hervorragende Ausbildung in Berufsakademien auch mit einem entsprechenden bildungspolitischen Umfeld zu würdigen.

Dr. Dominik Paul

CDU in Niedersachsen
– Landesgeschäftsstelle –
Büro des Generalsekretärs

Antwort der FDP von Dr. Stefan Birkner

Sehr geehrter Herr Roth, sehr geehrter Herr Dr. Bölscher,

vielen Dank für Ihre Nachricht und die Schilderung der Situation der Berufsakademien in Niedersachsen.

Als Freie Demokraten wissen wir das Engagement der niedersächsischen Berufsakademien sehr zu schätzen. Sie leisten durch die Verzahnung von Studium und Ausbildung in Betrieben einen mittlerweile unverzichtbaren Beitrag zur Gewinnung von Fachkräften in unserem Land.

Wir erkennen die exzellenten Leistungen der Berufsakademien an und fordern in unserem Wahlprogramm daher eine Weiterentwicklung des Berufsakademiegesetzes. Wir wollen Berufsakademien, die höchste Qualitätsstandards erfüllen, ermöglichen, Professuren zu vergeben. Die übrigen Wettbewerbsnachteile von Niedersachsen als Standort im Vergleich zu anderen Bundesländern wollen wir ebenfalls konsequent abbauen.

Die Berufsakademien in Niedersachsen verhelfen schon jetzt in ihren Bereichen zu weltbester Bildung – eines der zentralen politischen Ziele von uns Freien Demokraten. Diese Leistungen müssen endlich auch politisch anerkannt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Stefan Birkner, MdL

Landesminister a. D.
FDP-Landesvorsitzender

Antwort „Die Linke“ von Anja Stoeck

Sehr geehrter Herr Bölscher und Herr Roth,

gern nehme ich zu Ihrem Schreiben Stellung und beantworte Ihre Fragen.

Wie Sie eingangs in Ihrem Brief trefflich formulieren, nimmt die Bildung einen großen Stellenwert ein. Auch DIE LINKE erwartet vom Bildungssystem die hervorragende und qualifizierte Bildung junger Menschen, allerdings auch älterer. Unser Ansatz „Gute Bildung für alle“ weist in die Richtung, allen Schülerinnen, Schülern, Auszubildenden und Studierenden ohne Leistungsdruck unabhängig von ihrer sozialen oder örtlichen Herkunft eine selbstbestimmte Teilhabe an einer lebendigen, offenen und demokratischen Gemeinschaft zu ermöglichen (Landtagswahlprogramm 2017). Dies bedeutet, alle Menschen gleichermaßen zu fördern und in der Breite der Schulabschlüsse zu akzeptieren.

Statt allerdings wie Sie auf die Förderung hoch qualifizierter Nachwuchstalente für die Wirtschaft, staatlich gefördert, zu setzen, ist unsere Forderung, staatliche Schulen und Hochschulen zu stützen und so eine breite Bildung zu erreichen. Außerdem ist unserer Meinung nach der Bildungsauftrag ein staatlicher.

Wenn Wirtschaftsunternehmen ihre Auszubildenden in einem dualen Studium fortbilden wollen, spricht dem selbstverständlich nichts entgegen, ist aber keine öffentliche Aufgabe.

Unserer Meinung nach ist die berufliche Qualifizierung junger Menschen in allen Berufen wichtig. Sozialer und wirtschaftlicher Wohlstand darf nicht daran gebunden sein, als Nachwuchstalent für die Wirtschaft zu gelten. Mindestens genauso wichtig ist die verstärkte Ausbildung von Menschen in pflegerischen und sozialen Berufen, die über Landesprogramme gestärkt werden müssen.

Mit freundlichen Grüßen

Anja Stoeck

Die Linke Niedersachsen

Antwort der SPD von Detlev Tanke

Sehr geehrter Herr Roth,
sehr geehrter Herr Dr. Bölscher,

herzlichen Dank für Ihre E-Mail vom 18.09.2017 und die Übersendung der von Ihnen aufgeworfenen Fragen zur zukünftigen Unterstützung der Berufsakademien durch das Land Niedersachsen. Herr Weil hat mich gebeten, Ihnen zu antworten.

Zunächst möchte ich mich Ihrer Einschätzung und der des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur ganz und gar anschließen. Hochschulausbildung, Wissenschaft und Forschung haben eine hohe Bedeutung für die Lebenschancen der Menschen in Niedersachsen und für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft insgesamt. Sie werden immer wichtigere Faktoren für die Sicherung des Wohlstandes und der Bewältigung des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels in sozialer und ökologischer Verantwortung.

Dazu tragen auch die sieben niedersächsischen Berufsakademien mit Ihren rund 1000 Studierenden ihren Teil in unserem Land bei. Sie bieten den Studierenden eine Ausbildung von hochwertiger Qualität und damit, wie Sie bereits schreiben, beste Chancen auf dem späteren Arbeitsmarkt.

Doch die Berufsakademien erfüllen weitere wichtige Funktionen: Sie versorgen das Land mit den Fachkräften von morgen, die in Niedersachsen und Deutschland mehr als dringend gebraucht werden. Sie bieten aber auch den hiesigen Industrie- und Wirtschaftsakteuren die Möglichkeiten für Kooperationen und Ihre fachlichen Kompetenzen. Überall dort, wo in Niedersachsen Berufsakademien gegründet wurden, haben sie sich in ihrer Region zu wichtigen Wachstumsmotoren entwickelt und direkt und indirekt Arbeitsplätze geschaffen.

Als SPD in Niedersachsen haben bereits in der Vergangenheit viel für Berufsakademien erreicht. Durch die Schaffung des Berufsakademiegesetzes wurde ihnen staatliche Anerkennung verliehen, die ihnen einen hohen qualitativen Standard für die Ausbildung von mittleren und gehobenen Führungskräften sichert. Seit 2002 sind die Berufsakademien berechtigt, nach erfolgreicher Akkreditierung der Ausbildungsgänge, Bachelor-Abschlüsse zu vergeben, die mit entsprechenden Hochschulgraden gleichwertig sind. Hiervon ist ebenso durchweg Gebrauch gemacht worden.

Aber auch auf praktischer Ebene haben Berufsakademien viel Unterstützung erfahren. So hatte das Ministerium für Wissenschaft und Kultur die Entwicklung des Fernstudienangebots der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel für Absolventen der Berufsakademie des Einzelhandels in Springe (mit Präsenzphasen in Springe) initiiert und gefördert. Diese Unterstützung wird in Zukunft fortgesetzt.

Wir werden daher weiterhin Gründungsinitiativen unterstützen und durch intensive Beratung begleiten. Zudem werden wir das Zusammenwirken mit regionalen Akteuren fördern, um bestehende Berufsakademien besser zu vernetzen und die Gründung neuer Einrichtungen dieser Art zu begünstigen.

Schließlich erhalten Berufsakademien neben Geldern von Vereinen oder Unternehmen nicht selten auch Mittel derjenigen Kommunen, in denen sie ansässig sind. Eine gute, finanzielle Ausstattung der Kommunen ist dafür eine Grundvoraussetzung.

Die SPD-geführte Landesregierung hat sich dabei als verlässlicher Partner der Kommunen erwiesen. So wurden im Jahr 2016 rund 400 Millionen Euro für finanzschwache Kommunen bereitgestellt.

Wir als SPD in Niedersachsen werden auch in Zukunft dafür Sorge tragen, dass die Städte und Gemeinden eine weitgehende Handlungsfreiheit und eine angemessene Finanzausstattung haben. Über den 1 Mrd. schweren „Niedersachsenfonds“ werden wir die Kommunen in der nächsten Legislaturperiode finanziell weiter stützen, sodass sie den Berufsakademien auch in Zukunft starke und verlässliche Partner sein können.

Ich freue mich auf einen weiterhin intensiven und interessanten Dialog mit Ihnen und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Detlef Tanke

Generalsekretär SPD Niedersachsen
SPD-Landesverband Niedersachsen

Antwort der Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN von Josef Voß

Sehr geehrter Herr Dr. Bölscher,

vielen Dank für Ihre Mail vom 18.09.17, mit der Sie uns Ihre Fragen zur Zukunft der Berufsakademien übermittelt haben.

Unsere Antworten sende ich Ihnen anliegend.

Berufsakademien bieten in Niedersachsen praxisorientierte wie schulischwissenschaftliche Bildungsinhalte im Zuge einer kombinierten dualen Ausbildung. Die theoretische Ausbildung ist hierbei mit der praktischen Ausbildung in einem Unternehmen verknüpft. Die Absolventinnen und Absolventen der dualen Ausbildungsgänge haben sehr gute Arbeitsmarktchancen. Häufig erhalten sie von den Partnerbetrieben ein Übernahmeangebot. Diese Vernetzung der Hochschulen mit den regionalen Unternehmen ist von großer Wirkung und beweist den Erfolg der Berufsakademien; sie haben sich für die Unternehmen zu einem Erfolgsfaktor bei der Gewinnung von Fachkräften entwickelt.

Wir von Bündnis 90/Die Grünen sind der Auffassung, dass sich angesichts des
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels nicht zuletzt im Zuge der vernetztenDigitalisierung und der Globalisierung der Stellenwert der berufsorientierten dualenAusbildung in Berufsakademien noch weiter steigen wird. Wir wollen daherBerufsakademien, insbesondere Gründungsinitiativen, auch in Zukunft im Rahmen der aktuellen Rechtsgrundlage unterstützen.

Mit freundlichen Grüßen

Josef Voß, Landesgeschäftsführer



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