„Erfolgreich sein löst Freude aus.“ Jener Satz, den er sonst den Studien-Startern mit auf den Weg gibt, bezog Joachim Roth diesmal ausnahmsweise auf sich und sein Team: Der Vorstandsvorsitzende der WelfenAkademie begrüßte rund 180 Gäste zur Feierstunde an der Salzdahlumer Straße und ließ keinen Zweifel daran: „30 Jahre WelfenAkademie ist ein Jubiläum, das uns alle sehr stolz macht.“
Roth selbst ist seit 2014 Vorsitzender des Trägervereins. Der ehemalige Wirtschaftsdezernent der Stadt Braunschweig erinnerte an das erste Gründungstreffen, das am 1.Juni 1993 auf Initiative der Nord-LB, der Volksbank Braunschweig sowie einiger Privatleute stattfand. „Sie alle einte der Wunsch nach einer qualitätsvollen, praxisnahen Ausbildung künftiger Leitungskräfte.“
Bis 2006 lief diese Ausbildung im Dualen Studium am Kloster Wöltingerode – und in der dortigen Brennerei fanden wohl gesellige Stunden statt. Entsprechende Hinweise Roths griff Moderator Sikander Shah (selbst Absolvent mit Wöltingeröder Vergangenheit) dankbar auf und machte für den Jubiläumsabend einen Running Gag daraus. Schnaps oder nicht: „Den richtigen Aufschwung nahm unsere Akademie erst durch dem Umzug nach Braunschweig“, betonte der Vorstandsvorsitzende. Die Stadt ließ einen Neubau an der Salzdahlumer Straße 160 errichten und verpachtete ihn langfristig.
Seitdem sind die Anmelde- und Absolventenzahlen stark gestiegen. „In den vergangenen 30 Jahren haben wir hier mehr als 1800 Frauen und Männer ausgebildet“, unterstrich Roth. „Und das Beste: 80 Prozent von ihnen verbleiben als Fach- und Führungskräfte in der Region.“ Und weil jeder, der Geburtstag habe, sich etwas wünschen dürfe, schloss er mit einem Wunsch Richtung Hannover: „Die Landesregierung sollte sich entschließen, uns endlich so zu behandeln wie es die anderen Bundesländer auch tun.“ Während es dort Hilfen der öffentlichen Hand gebe, finanziere sich die WelfenAkademie ausschließlich durch die Studiengebühren der Partnerfirmen. „Das reicht zwar für den laufenden Betrieb – für Investitionen in Infrastruktur brauchen wir aber Geld vom Wissenschaftsministerium.“
Dass auch die Stadt Braunschweig stolz ist auf ihre Akademie, unterstrich Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum. „Und wir sind dankbar für ihre Leistung, die einen großen Beitrag darstellt zur Bindung von Führungskräften an der Region.“ Das passe perfekt zum Antritt Braunschweigs als Stadt der Bildung und der Wissenschaft. „Die WelfenAkademie ist aus dem Bildungskanon der Region nicht mehr wegzudenken.“
Tobias Hoffmann als Präsident der IHK Braunschweig griff die Bedeutung des Akademie-Namens auf: Das sind starke Begriffe, die hier gelebt werden. Und dazu gehören Nachhaltigkeit und Leistung.“ Mit seinem Unternehmen hat er jüngst selbst zwei Auszubildende ins Duale Studium zu den Welfen geschickt: „Ich kann Ihnen sagen: Solch akademischer Input macht was mit allen Beteiligten“, versicherte er den Zuhörern. „Und zwar mit der Firma und der Belegschaft gleichermaßen.“
Drei ehemalige Absolventen ergänzten dieses Loblied aus ihrer Sicht. Was war ihnen wichtig? „Im Dualen Studium liegt man seinen Eltern nicht mehr auf der Tasche“, war ein besonders griffiger Grund. Ein anderer lobte, wie nahtlos zu Coronazeiten der Übergang ins online-Lernen geklappt habe – „und das bei diesem überschaubaren Team“. Und auch nach dem Studum wirke der „Welfen-Faktor spürbar nach: „Wir sind nun Teile eines der größten Wirtschafts-Netzwerke der Region.“
In einem Keynote-Vortrag ging Dr. Alexandra Baum-Ceisig auf Trends der Arbeitswelt ein: Future Skills. Als Vorstandsmitglied Personal bei VW Financial Services (und Kuratoriumsmitglied der WelfenAkademie) ist sie nah dran am Thema und berichtete von einer neuen Ära: „Die neuen Technologien bringen ganz andere Anforderungen mit sich – an Kreativität, Problemlösung, digitale Kommunikation und Teamfähigkeit. An kritisches Denken, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit.“ Zudem sei es wichtig, Künstliche Intelligenz (KI) künftig zu nutzen, und sich nicht von ihr ersetzen zu lassen.
Vom Fachkräftemangel sei besonders Deutschland betroffen. Als Lösung biete sich für bestimmte Bereiche das Recruiting auf der südlichen Erdhalbkugel an. „Outsourcing kann natürlich auch ein Weg sein, wobei das mittlerweile nicht nur ,aus der Firma‘ bedeutet, sondern sogar ,raus aus Deutschland‘.“ Für den Kundendialog online werde sicher zunehmend auf KI zurückgegriffen. „Auch den Einsatz von Avataren erwarte ich.“ Für die Referentin stand zudem fest: „Kein Berufsleben wird künftig am Ende noch so sein wie am Anfang.“
Auf den „Welfen-Faktor“ ging auch Akademie-Geschäftsführer Björn Försterling ein, als er die Redebeiträge durch einem Ausblick schloss – mit einer schönen Geschichte: „Kürzlich stand ein Student unserer Wirtschaftsinformatik gleich nach Beginn der Ausbildung vor der Kündigung, weil sein Betrieb die IT-Abteilung schließen wollte.“ Ein Rundruf habe überwältigende Resonanz gefunden. „Ich war beeindruckt, wieviele Partner und Ehemalige sich zur Übernahme des Studierenden gemeldet haben.“
Dieses Beispiel zeige nicht nur, wie belastbar das Netzwerk sei. „Es belegt auch, dass viele Firmen verstanden habe, wie wichtig Informatiker im eigenen Hause sind.“ Die WelfenAkademie wiederum liege mit ihrem jüngsten Studiengang Wirtschaftsinformatik am Puls der Zeit. „Wir werden auch künftig auf Veränderungen des Marktes reagieren“, versicherte Försterling – und schob ein Versprechen nach: „Wir werden künftig unsere Partner dabei unterstützen, passende Bewerber für das Duale Studium zu finden.“ Und er machte sich ein Zitat zu eigen, der im jüngsten Begrüßungsfilm der Erstsemester fällt: „Der Weg zur Exzellenz beginnt hier.“